38
Handel, sondern betreibt mehr Landwirtschaft und Viehzucht. Die Hauptstadt
Oldenburg liegt an einem Nebenflusse der Weser. Der zum Regierungsbezirke
Aurich gehörige Kriegshafen Wilhelmshaven wird von Oldenburgischem Gebiete
umschlossen.
4. Zwischen Hannover und der Provinz Sachsen ist das Herzogtum Braun-
schweig eingeschoben. Seine Hauptstadt Braunschweig hat schöne alte Straßen
und neuerdings erblühen hier Handel und Gewerbe. Sie liegt in dem größten
Hauptteile des Staates, an der vom Harze herabkommenden Oker.
Fig. 19. Hamburger Hafen.
vnach einer Photographie.)
5. Zwischen den Regierungsbezirken Magdeburg und Merseburg sind die Teile
des Herzogtums Anhalt eingeschlossen. Die Hauptstadt ist Dessau. Die größeren
Städte des Landes haben Industrie und aus der hoch entwickelten Landwirt-
schaft hervorgehenden Handel. ^ ^
Iii. Im Zusammenhange mit der Norddeutschen Tiefebene
stehen die beiden nachfolgenden Länder:
1. Das Königreich der Vereinigten Niederlande, das vorgeschobene Delta
von Rhein, Maas und Scheide, liegt teilweise unter dem Meeresspiegel, da große
Wasserflächen durch Kanäle, die zugleich dem Schiffahrtsverkehre dienen, künst-
lich trocken gelegt und anderseits Teile des Deltabodens eingetrocknet sind. Es
trägt auch den Namen Holland (d. i. Holzland) nach dem Buschwalde, der einen
Teil der Deltalandschaft bedeckt. Nur durch große Deichbauten konnte man das
Land vor den Fluten schützen.
Der Niederländer ist Germane, bedächtig und arbeitsam, dabei peinlich
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22
große Stadt des Gebietes ist Kassel, früher Hauptstadt eines selbständigen Staates,
geschmückt mit großen Plätzen und Schlössern. In der Nähe liegt das Lustschloß
Wilhelmshöhe, das wegen seiner prächtigen Parkanlagen viel besichtigt wird.
(Wer saß einst hier gefangen?)
c) Das Weserbergland.
1. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Fulda mündet in die vom
Thüringer Walde kommende Werra, die dann den Namen Weser führt. Zu beiden
Seiten des Stromes erstreckt sich in gleichmäßiger Gliederung eine ganze Zahl
von Gebirgsketten: auf der linken Seite das Eggegebirge und der weit in das
Tiefland hineinreichende Teutoburger Wald, auf der rechten eine Reihe von
kleineren Gebirgen, die man mit den vorhergehenden als Weserbergland zu-
sammenfaßt.
Es ist nicht durch seine Höhe, sondern durch den reichen Wechsel von Berg
und Tal ausgezeichnet.
Bodenschätze sind, mit Ausnahme von Salz und in einigen Gebieten auch
von Kohlen, wenig vorhanden. Darum ist das Land auf den Ackerbau angewiesen,
der vornehmlich auf der Paderborner Hochfläche sehr lohnend ist, während andere
Gebiete, besonders das Eichsfeld, unwirtlich und wenig fruchtbar sind.
Die Weser durchströmt" das Gebiet in einem von waldigen Höhen umkränzten
und mit schönen alten Städtchen geschmückten Tal. Von W. empfängt sie die
Diemel aus dem Rothaargebirge, im 0. läuft neben ihr zur Aller die Leine, die für
den Verkehr wichtiger ist als die Weser, da sie die Verbindung zwischen der Nordsee
und der Oberrheinischen Tiefebene darstellt. Erst beim Austritte in die Nord-
deutsche Ebene wird die Weser für denverkehr wichtig ; ihr Durchbruch durch das Ge-
birge, die Westfälische Pforte (Porta Westfalica), wird von vielen Straßen durchfahren.
Auf dem westlichen Bergpfeiler der Westfälischen Pforte, dem Wittekinds-
berge, erhebt sich ein Denkmal Kaiser Wilhelms.
Die Bewohner sind im S. Hessen, im N. Niedersachsen.
2. Staatliche Einteilung. Staatlich gehört der größere Teil zu Preußen, und
zwar zu den Provinzen Hessen-Nassau, Westfalen und Hannover. Kleinere Teile
gehören zu dem Fürstentume Waldeck, einem prachtvollen, waldbedeckten Lande.
Dem Fürstentume Lippe, bei dessen Hauptstadt Detmold sich im Teutoburger
Walde das weit in die Lande schauende Denkmal Hermanns des Cheruskers
erhebt, gehören kleinere Gebiete an, andere zählen zum Fürstentume Schaumburg-
Lippe und zum Herzogtume Braunschweig. Die staatliche Zersplitterung ist die
Folge der nicht von großen Linien beherrschten, sondern in kleinere Tälchen zer-
teilten Landschaft.
Zu Westfalen gehört der Hauptsitz der Leinenindustrie, Bielefeld, an einem
Quertale des Teutoburger Waldes, und der Regierungsitz Minden an der West-
fälischen Pforte.
In Hannover liegt Osnabrück, der Mittelpunkt des Eisengewerbes der ganzen
Gegend, da in seiner Nähe Kohlen gefunden worden sind. Zu Hannover gehört
auch die einst von Bismarck besuchte Universitätstadt Göttingen und der
durch viele altertümliche Bauten geschmückte Bischofssitz Hildesheim.
Erst seit dem Jahre 1866 ist der größte Teil des Hessischen und Weserberg-
landes mit Preußen vereinigt; dieses hat dadurch nicht nur ein durch land-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Bismarck
35
Weiter in die Nordsee vorgeschoben liegt die Felseninsel Helgoland (d. i. heiliges
Land, Fig. 17), als Schutz für unsere Elb- und Wesermündung wichtig. Der
flache Strand der holsteinischen Westküste hat den Verkehr nicht begünstigt
und nur an wenigen Stellen können die Schiffe zwischen den Inseln hindurch-
fahren. Deshalb liegen die kleinen Städte fast ausnahmslos an der Ostküste, wo
lange Föhrden den Verkehr tief in das Land hinein leiten. Hier liegen Schleswig und
Flensburg, letzteres der Insel Alsen gegenüber. Südlich davon hat sich unser
Kriegshafen Kiel stattlich entwickelt, namentlich seit er durch den Kaiser Wilhelm-
Kanal mit, der Elbmündung verbunden ist. Die größte Stadt der Provinz ist Altona
an der Elbe, mit Hamburg fast verwachsen und wichtige Seehandelsstadt. Südlich
davon liegt, innerhalb großer Waldungen, Friedrichsruh, eine Besitzung des Fürsten
Bismarck, wo im Schatten des Sachsenwaldes der erste Kanzler des Deutschen
Reiches auch begraben liegt.
Fig. 17. Steilküste von Helgoland.
(Nach einer Photographie der Pliotoglob Co., Zürich.)
9. Die Niederung an der unteren Weser und Ems gehört staatlich zu dem
früheren Königreiche, der jetzigen Provinz Hannover. Den Winkel links der Elb-
mündung umfaßt der Regierungsbezirk Stade. Hier liegt an der Wesermündung
der Hafen Geestemünde und ihm gegenüber im Jadebusen der deutsche Kriegshafen
Wilhelmshaven. Der Regierungsbezirk Lüneburg ist zum größten Teile von der
Lüneburger Heide durchzogen, die jetzt ihren abschreckenden Eindruck längst
verloren hat, nachdem Ackerbau und Industrie dort ihren Einzug gehalten
haben. Die größte Stadt ist Harburg, Hamburg gegenüber.
Die Hauptstadt Hannover ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt für die
ostwestlich und nordsüdlich verlaufenden Straßen, Sitz einer technischen Hoch-
schule, und trotz großer Fabriktätigkeit eine schöne Stadt.
Den Nw. der Provinz bezeichnet man als Ostfriesland. Zu Ostfriesland
gehören die als Badeorte viel besuchten Inseln Borkum und Norderney. Der größte
Platz im Regierungsbezirk Aurich ist der aufblühende Seehafen Emden, der
Ausgangspunkt des die Ems mit der Lippe und dem Rhein verbindenden Kanales,
an den sich der den Rhein und die Elbe verbindende Mittellandkanal an-
schließen soll.
g*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Das deutsche Reich. 77
Danzig an der Weichsel und Stettin an der Oder blühende Handelsstädte
geworden. Sie bilden zugleich neben Lübeck und Kiel die ersten Häfen an
der Ostsee. Königsberg hat auch eiue Universität. Weitere Küstenstädte
sind das gewerbreiche Elbing, am frischen Haff, dann die Universität
Greifswald und das alte Stralsund, Rügeu gegenüber, ferner die
Universität R o st o ck und endlich S ch l e s w i g und Flensburg. Kiel ist
zugleich Hauptkriegshafen unseres Reiches. Es besitzt auch eiue Universität.
Die Bewohner der Ostseeküste leben vielfach vom Fischfang, sowie von dem
Fremdenverkehr, der sich alljährlich in deu zahlreichen Badeorten einfindet.
gig. 43. Havelseeen bei Potsdam.
Bedeutungsvoller für den Handelsverkehr Deutschlands ist die Nordsee. § 117.
An den Müuduugeu der beiden Ströme Elbe und Weser sind daher die Westl.
größten See- und Handelsstädte des Reiches, Hamburg und Bremen Mste!
entstanden. Sie sind die Ausgangshäfen für Deutschlands überseeische
Beziehungen. Beide liegen bereits weit landeinwärts, köuueu aber noch
von Seeschiffen erreicht werden. Trotzdem besitzen sie je einen Vorhafen;
an der Mündung der Elbe liegt Knxhäven, an der der Weser Bremer-
Häven. An Hamburgs Entwicklung nehmen die Nachbarstädte Altona
und H a r b n r g Anteil. Der deutsche Kriegshafen an der Nordsee ist
Wilhelmshaveu am Jadebusen. Wie au der Ostseeküste wird auch hier
von deu Bewohnern lebhafte Fischerei betrieben. Die vorgelagerten
friesischen Inseln werden als Badeorte viel besucht, namentlich Sylt,
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k
Thüringen und der Harz. 57
Punkt der Bekehrung Mitteldeutschlands geworden ist. Von Kassel ström-
abwärts liegt Münden an dem Zusammenfluß von Fulda und Werra,
weiter an der Weser Hameln und uördlich der Porta Westfalica am
Eintritt der Weser in das Tiefland, Mluden. Hier im Weserbergland,
in der fruchtbaren Niederung zwischen den beiden nördlichen Höhenzügen, hat
sich anch die Industrie uiedergelasseu. Herford und Bielefeld besitzen
große Spinnereien und Webereien, die durch uiederländifche Protestanten nm
1600 hier begründet sein sollen. Osnabrück, eine alte Bischofstadt, ist vor-
wiegend von Ackerbürgern bewohnt. Arolsen, Detmold und Bückeburg
sind die Hauptstädte der Fürstentümer Waldeck, Lippe und Schaumburg-
Lippe. Uufern Detmold erhebt sich auf der Höhe des Teutoburger Waldes
das weit in das Land hinausschauende Hermannsdenkmal, das zur Er-
iuueruug an die siegreiche Schlacht der Germanen unter der Führung des
Cheruskers Arminias gegen die Römer errichtet worden ist. Im Osten liegt
in der von der Leine durchflössen«! Senke das ehrwürdige Hildesheim,
das in seinen vielen schönen Kirchen und alten Häusern an die im 11. Jahr-
hundert hier blühende Baukunst erinnert. Südlich davon an der Leine erhebt
sich die vornehme Universitätsstadt Göttingen.
Die Bewohner dieser nördlichen Gegenden sind vorwiegend Nieder-
sachsen, während in dem hessischen Berglaud die Nachkommen der Chatten,
die Hessen, wohnen. Im äußersten Süden nach dem Main hin stoßen
wir auf Franken. Politisch fällt das Land vor allem Preußen mit
den Provinzen Hessen-Nassau, Westfalen und Hannover zu. Dem Groß- Verhält-
Herzogtum Hessen gehört im Südwesten der Vogelsberg mit Umgebung. nifft-
Auch das Herzogtum Braun schweig hat einen kleinen Anteil. Endlich
liegen uoch die beiden lippeschen Fürstentümer und das Fürstentum Waldeck
im Bereich des hessischen und des Weser-Berglandes.
Thüringen und der Harz.
Ein weites hügeliges Becken, begrenzt im Norden und Süden von § ^9.
hohen Gebirgszügen, reiht sich östlich in das mitteldeutsche Gebirgslaud eiu. ^an.
Es ist das thüringische Hügelland mit seinen Randgebirgen, dem
Thüringer Wald und dem Harz. Die südliche Umwallung dieses
Gebietes führt uns durch den Frankenwald und das Fichtelgebirge
hinüber zu der Umrahmung des böhmischen Beckens. Die massige Erhebung
des vorwiegend granitischen Fichtelgebirges, das mit seinen beiden
Gipfeln, dem Schneeberg und dem Ochsenkopf, über 1000 m hinaus-
ragt, ist ein wichtiger Gebirgsstock, von dem nach vier Seiten sternförmig
die Höhenzüge ausgehen. Auch für das Flußsystem Mitteleuropas bildet es
einen Knotenpunkt, indem ans seinen wasserreichen Quellen vier Flüsse, Raab,
Main, Saale und Eger, entstehen, die nach den Hanpthimmelsrichtnngen
L
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Raab
Extrahierte Ortsnamen: Mitteldeutschlands Kassel Fulda Weserbergland Herford Bielefeld Detmold Bückeburg Detmold Hildesheim Hessen Main Hessen-Nassau Westfalen Hannover Vogelsberg Frankenwald Mitteleuropas Main Eger
Das westliche Tiefland und die Nordseeküste.
85
muß. Die Marsch reicht bis zu dem laugeu Jnselzug, der hier die Inseln.
Küste begleitet; sie ist teilweise nur zur Zeit der Ebbe trockeu, zur Zeit der
Flut werden weite Streckeu, die sogeuauuteu Watten, von Wasser bedeckt.
Die Kette der Inseln stellt die ursprüngliche Dünenküste dar, hinter welcher
die Schwemmassen der Marsch abgelagert wurden. Sie ist noch im Laufe
der Geschichte von der Gewalt des Meeres zu einzelnen Inseln zerrissen
worden, die längs der deutschen Küste ostfriesische und nördlich der Elb-
mündnng nordfriesische Inseln benannt werden. In großen trichter-
förmigen Buchten schneidet hier das Meer in das Festland ein; es sind
ebenfalls Einbrüche der Flut, die erst in geschichtlicher Zeit erfolgt sind.
Besonders weit greifen der Jadebusen und der Dollart ein, aber auch
die Mündungen der Elbe und der Weser sind tiefe Einschnitte des Meeres.
Für den Handelsverkehr Deutschlands ist die Nordsee von hoher Be- §. 56.
dentnng. An den breiten Strömen sind daher die größten Seestädte des Sieb=
Reiches erstanden, Hamburg und Bremen. Die bedeutendere von beiden
ist gegenwärtig Hamburg, das zweifellos seiner günstigen geographischen
Lage diese Entwicklung verdankt. Es liegt an dem centralsten Fluß
Deutschlands tief im Binnenlande, ist aber bei Flut noch von den größten
Seeschiffen erreichbar. Die führende Stellung unter den deutschen See-
städten hat es erst in neuerer Zeit erworben. Nach der Gründung des
Hansabundes blieb es lange hinter Bremen und Lübeck zurück. Dann
begann der überseeische Verkehr und damit Hamburgs Aufschwung, der es
zur ersten Handelsstadt des europäischen Festlandes erhoben hat. Ausfuhr
von einheimischen Erzeugnissen und Einfuhr von Kolonialwaren bilden die
Grundlage für den Handel, der sich namentlich nach Amerika erstreckt.
Auch die deutsche Auswanderung geht zu einem großen Teil über Hamburg.
Der Reichtum und Wohlstand der Bewohner verleiht der Stadt mit ihren
prachtvollen Anlagen und ihren schönen Villenvororten ein großstädtisches
Ansehen. Mit über 625 000 Eiuwohnern, ist es die zweitgrößte Stadt des
Reiches. In den nahen fruchtbaren Schwemmlandniederungen an der Elbe,
namentlich in den Vierlanden, hat der Garten- und Gemüsebau eine besondere
Pflegstätte gefunden.
Mit Hamburg ist heute das preußische Altona, ebenfalls eine be-
deutende Handelsstadt, eng verwachsen. Zugleich ist es wie das benachbarte
hannoversche Harburg links der Elbe durch lebhafte Industrie ansge-
zeichnet. An der Mündung der Elbe liegt Cuxhaven, der Vorhafen von
Hamburg.
Die freie und Hansastadt Bremen hat zu dem Hinterland eine
weniger günstige Lage und besitzt außerdem in der Weser keine so wichtige
Schiffahrtsstraße wie Hamburg in der Elbe; darum ist es auch gegenwärtig
hinter der Nachbarstadt zurückgeblieben. Gleichwohl ist es ein wichtiger
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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72
Europa.
®c= Dem ursprünglichen Thale der diluvialen Ströme folgen auch heute
to0,fer* noch die meisten norddeutschen Flüsse. Es steht zweifellos fest, daß Weichsel
und Oder, ehe sie den nördlichen Landrücken durchbrachen, als Neben-
slüsse der Elbe ebenfalls der Nordsee zuströmten. Aber die Elbe mündete
damals weit nördlicher; denn der Boden der heutigen Nordsee ist erst am
Ende der Diluvialzeit vom Meere überflutet worden. In der jüngsten
geologischen Zeit sind dann Weichsel und Oder zur Ostsee abgelenkt und
zu selbständigen Strömen geworden. In ihrer ganzen Entwicklung haben
sie mit der Elbe und Weser noch immer viel Gemeinsames. Sie alle
erstrecken sich in ihrer Hanptrichtuug nach Nordwesten und empfangen im
norddeutschen Gebiet große Zuflüsse nur von Osten; Weichsel und Bug,
Oder und Warthe, Elbe und Havel, Weser und Aller sind beweisende
Beispiele sür diese Gesetzmäßigkeit. Nur im Bereich der Eutwässeruug der
mitteldeutschen Gebirge erhalten namentlich Oder und Elbe auch von links
bedeutende Nebenflüsse, so die Oder von den Sudeten Oppa, Glatzer
Neiße, Katzbach, Bober und Görlitzer Neiße und die Elbe Mulde
und Saale. Die Weichsel gehört nur im Unterlauf dem norddeutschen
Tiefland an, und der Rhein durchfließt dasselbe nur in kurzem Lauf. Das
hauptsächliche Tieflandsflußnetz bilden, abgesehen von den großen Strömen,
einmal die bereits erwähnten Nebenflüsse, von denen die Warthe noch die
Netze, die Havel die Spree und die Aller die Oker und Innerste
aufnehmen, und fodann die zahlreichen Küstenflüsse. Ins kurische Haff ergießt
sich unter Deltabildnng die Memel, die in Rußland, wo ihre. Quelle liegt,
den Namen Njemen führt, und ins frische Haff der aus dem baltischen
Höhenrücken entspringende Pregel. Von der Seeenplatte fließen weiter
auch Stolpe und Persante sowie Warnow und Trave zur Ostsee.
Die Nordsee empfängt im Bereich der deutschen Küste außer Elbe und
Weser noch die Ems, die in den Dollart mündet. Ihr strömt vom Tento-
burger Walde die Hafe zu. Auch die Weser erhält uahe der Mündung
noch einen Znfluß, die Hunte, deren Ursprung auf dem Wieheugebirge
liegt. Der Rhein nimmt auf seinem kurzen Lauf durch das deutsche Ties-
laud nur die aus dem Münsterland kommende Lippe auf.
Alle norddeutschen Flüsse führen jahraus jahrein reichliche Wasser-
mengen. Nur im Hochsommer senkt sich infolge stärkerer Verdunstung der
Wasserspiegel, während plötzliche Schneeschmelze im Frühjahr oft gewaltige
Hochfluten mit furchtbaren Überschwemmungen hervorbringt. Der gleich-
mäßige Wasserstand wird bedingt durch die Verteilung der Niederschläge
über alle Zeiten des Jahres wie auch durch das geringe Gefälle des Landes,
das den Abfluß des Wassers behindert.
§ 48. Im Klima wie in der Vegetation herrscht zwischen dem völlig
Klima, ebenen Westen und dem Landrückengebiet im Osten ein deutlicher Gegensatz,
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
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Extrahierte Personennamen: Glatzer
Neiße Stolpe
Extrahierte Ortsnamen: Europa Nordsee Katzbach Rhein Rußland Nordsee Rhein
86 Europa.
Seehandelsplatz namentlich für Einfuhr von Tabak, Reis und Baum-
wolle sowie ein außerordentlich reiches nud blühendes Gemeinwesen, was
sich schon äußerlich in der ganzen Anlage der Stadt zu erkennen giebt. Der
Landungsplatz für die Seeschiffe befindet sich zwar hauptsächlich in dem weiter
unterhalb gelegenen Bremerhafen; aber seit der durchgreifenden Weser-
regnliernng und der Erbauung eines Freihafens ist auch Bremen selbst für
größere Fahrzeuge zugänglich geworden. Für die deutsche Auswanderung ist
es der Hauptausgangspunkt. Hier hat die größte deutsche Dampsschifffahrts-
gesellschast, der norddeutsche Lloyd, ihren Sitz. Weiter im Westen ist am Jade-
bnsen bei W i l h e l m s h a v e n ein zweiter deutscher Kriegshafen angelegt. Durch
seine Seefischerei blüht Emden am Dollart. Die Küste selbst wird um-
schwärmt von einer Reihe von Inseln, von denen einige stark besuchte Bade-
orte tragen, so unter den ostfriesischen Inseln Borkum und Norderney,
unter den nordfriesischen Sylt. Den Süden der ostfriesischen Inseln
nehmen die Halligen ein, deren Bewohner ihre Häuser auf künstlichen
Erdhügeln, sog. Wnrten, errichten, während der übrige Boden ihrer kleiueu
Eilande bei jeder Flut überschwemmt wird. Weit draußen im Meere ragt die
reizende Felseninsel Helgoland aus den Wogen der grünen Nordsee hervor.
In dem fruchtbaren Marschboden längs der Nordseeküste sind als
echte Landstädte, namentlich als Viehmärkte, Aurich iu Ostfriesland, dann
Oldenburg, die Hauptstadt des gleichnamigen Großherzogtnms, und
Stade am Rande der Geest aufgeblüht. In dem großen Bonrtanger
Moor wuchs Papenburg als Mittelpunkt der Moorkolonien zu einem
ansehnlichen Ort heran.
Die bedeutendste Stadt des westlichen Binnenlandes ist Hannover
an der Leine, ehemals die Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs, ein
wichtiger Verkehrsmittelpunkt, blühend durch lebhafte Industrie, die in der
neuesten Zeit durch die am nahen Deister erschlossenen Kohlenlager wesentlich
gefördert wurde. Die Stadt ist reich au schönen Bauten und besitzt eine
hervorragende technische Hochschule. Braun schweig, die alte Hauptstadt
des sächsischen Stammesherzogtums, steht ihr nur wenig nach. Es wird eben-
falls von wichtigen Verkehrsstraßen berührt und hat auch eine technische
Hochschule. Zum Handel und Gewerbe tritt hier noch die Landwirtschaft
als Erwerbsquelle hinzu. Braunschweig befindet sich am Westrand jener
fruchtbaren Gebiete, die sich im Norden des Harzes bis nach Magdeburg
hinziehen und zu Zuckerrübenbau sich vortrefflich eignen. An der Oker ober-
halb Braunschweig liegt Wolfenbüttel mit einer berühmten Bibliothek.
Mnstcr- Der äußerste Westen des Tieflands grenzt unmittelbar an die indnstrie-
bucht, reichsten Teile des mitteldeutschen Gebirgslandes, weist darum auch eine
dichtere Bevölkerung auf. Als Mittelpunkt der Tieflandsbucht zwischen
Sauerlaud und Teutoburger Wald erhebt sich Münster, eine altertümliche
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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42
Herrscher des Frankenreiches. Als solcher hat er 43 Jahre (im ganzen 46) regiert und ist von der Nachwelt mit Recht.der Groe genannt worden; denn er war gleich gros; als Kriegs- wie als Friedens Held. Durch glckliche Eroberungen verlieh er dem Frankenreiche die grte Ausdehnung, zwischen Eider und Garigliano. Ebro und Raab; aber nicht weniger erfolgreich war seine
Wirksamkeit fr die Aus-breitung des Christentums. Befrderung von Landwirt-schuft und Gewerbe, von Handel. Kunst. Wissenschaft und Volksbildung. Zu der frnkischen Krone erwarb er die eiserne Krone" der Lombarden und erneute, von dem Papste mit der goldenen Krone geschmckt, die rmische Kaiserwrde, durch die er zum Ober-Haupte der gesamten Chri-stenheit erhoben wurde.
2. Die Sachsenkriege. Karls Streben ging zu-nchst darauf hin, alle germanischen Völker zu einem Reiche zu vereinigen und den letzten freien, noch ganz heidnischen Stamm der Sachsen.zu bekehren und zu unterwerfen. Diese zerfielen in vier Stammes-gruppen: Ostfaleu zwi-sehen Weser und Elbe, W e st f a l e n an Sieg, Ruhr, Lippe. Ems. Engern links und rechts der Weser und Nordalbin-gier zwischen Unterelbe und Eider. Sie entbehrten zwar eines gemeinsamen Oberhauptes, hielten aber in der Not fest zusammen und verhandelten all-jhrlich an einem bestimmten Orte durch Abgesandte gemeinsame Angelegen-heiten. Sie blieben den altgermanischen Gttern und blutigen Opfern an-hnglich und lagen mit den benachbarteil Franken schon lange in bitterem
18. Karl nach einer Abbildung des spteren Mittelalters. (Aus Tresor des antiquites I )
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2. Die ltesten Gewohncr Deutschlands sind jedenfalls Einwanderer, deren ursprngliche Heimat das vordere Asien war. Von diesem Urvolk (Jndogermanen oder Arier) lsten sich verschiedene Zweige durch Aus-Wanderung allmhlich los: die Griechen und Rmer zogen sdwestlich, die Ger-malten, Slawen. Kelten nordwestlich vom Kaspischen Meere. In dem nachma-ligen deutschen Gebiete lieen sich zuerst die Kelten nieder, die dann von den Germanen westlich vorwrtsgedrngt und abgelst wurden. Der Name Germane", der uns von den Rmern berliefert ist, stammt von den Galliern, welche damit ihre rechtsrheinischen Nachbarn" bezeichneten. Eine gemeinsame Bezeichnung fr alle deutsche Stmme gab es in der ltesten Zeit nicht; das spter dasr aufgekommene Deutsch" stammt erst ans dem 9.10. Jahrhundert und bedeutet (von thiuda = Volk) zum Volke gehrig".
3. Das deutsche Volk war vielfach gegliedert und stmmereich; Tacitns nennt als den Stammvater desselben Tnisco (Tuisto), einen von der Erde geboreneu" Gott, von welchem Mannns abstammte; dessen 3 Shne seien die Ahnherren der drei Hauptstmme: Jngvonen (Norden), Jstv o nen (Rhein-gegend), Hermionen (Mitte, besonders Hochdeutschland); im ganzen zhlt er mehr als 50 Stmme auf. in welche die Germanen zerfielen, und welche nur lose mit einander verbunden waren. Die meisten derselben verschwanden in der Vlkerwanderung oder wurden von ihren Wohnsitzen verschoben, die' wichtigsten waren: im Osten die Goten und Vandalen, in der Mitte die Sneven, das mchtigste Volk. Im Norden wohnten die Langobarden, im N.-W. die Friesen, im Westen die Cherusker, Sigambrer, Brukterer, Chatten (Hessen), im Sden die Markomannen und Quaden. Die Einwohner werden beschrieben als Menschen von hohem Wchse, krftigen Gliedern, rotblonden Haaren und blauen Augen. Ihre Hauptbeschftigung war Jagd und Krieg. Die Bevlkerung zerfiel in drei Stnde: 1. die Vollfreien mit eigenem Grund-besitze (Allod), 2. die Halbsreien (Liten), die ihr Land gegen Abgaben be-bauten und 3. die Unfreien oder Sklaven, meist Kriegsgefangene, die das Privateigentum ihrer Herren waren und zur Feldarbeit verwendet wurden.
. 64. Die Religion der ffen Deutschen.
1. Die ltesten Berichte der die Religion und gottesdienstlichen Gebruche der altert Deutschen (bei Csar und Tacitns) finden eine Ergnzung, in den Urkunden der die religise Vorstellung der skandinavischen Völker, wie sie uns in der Edda aufbewahrt sind. (Edda, eigentl. Urgromutter", nordische Mythen in doppelter Gestalt; die ltere, poetische, um 1130, die jngere, prosaische, um 1240). Die drei Hauptgottheiten (Asen) sind Wodan (Odin), der Sieg verleihende Himmelsgott mit dem Speer, Thor (Donar), der Donnergott mit dem Hammer, und Zin (oder Saxnot), der Kriegsgott
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